„Wenn ich erzähle, dass ich eine Ausbildung zur Industriemechanikerin mache, sind zuerst alle sehr überrascht. Egal ob im Freundeskreis oder auf der Arbeit - die meisten finden das aber echt klasse.“ Margit Täpper ist seit neun Monaten Auszubildende bei SEEPEX in Bottrop. Für das Unternehmen, einer der weltweit führenden Spezialisten im Bereich der Pumpentechnologie, sind Gleichberechtigung und Diversität in der Arbeitswelt eine Selbstverständlichkeit. Dennoch ist hier noch reichlich Raum für weibliche Verstärkung im Maschinenbau. Margit Täpper und ihr Kollege Tim Fischer sind Ausbildungsbotschafter. Sie besuchen Schulen in der Umgebung, sprechen über ihren beruflichen Werdegang und versuchen Neugier für technische Berufe zu wecken.
Frauen und Technik – noch immer zeigt die Wirklichkeit am Arbeitsplatz, dass aus diesen beiden, rein statistisch gesehen, noch kein Traumpaar geworden ist. Die Bundesagentur für Arbeit spricht von nur rund elf Prozent weiblichen Azubis in den so genannten MINT Berufen (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik). Bevor Margit Täpper bei SEEPEX ihre Ausbildung startete, war sie sich der Männerdomäne Maschinenbau bewusst: „Ich muss ehrlich zugeben, dass die Aussicht, als Frau einen immer noch männerdominierten Beruf zu erlernen, mich erst ein wenig hat zögern lassen. Meine Freunde und meine Familie haben mich aber sehr motiviert, meinem Interesse an Maschinentechnik zu folgen.“ Von ungefähr kam dieses Interesse nicht: „Mein Vater hatte und hat in seiner Freizeit sehr viel mit Technik zu tun. Er arbeitet bei einem Industrieunternehmen in Kirchhellen und meine Schwester studiert inzwischen Maschinenbau. Ich habe mir einige andere Berufswege angeschaut, aber den Anspruch an mich selbst, eine echte Herausforderung zu haben, hatten die anderen Berufe für mich persönlich nicht.“
Auch ihr Kollege Tim war von Technik schon früh angetan: „Ich war schon immer handwerklich begabt und bin durch meinen Vater früh mit technischen Berufen in Kontakt gekommen. Damit war der Weg zu einer entsprechenden Ausbildung als Zerspanungsmechaniker sozusagen geebnet. Es interessierte mich schon als Schüler, Bauteile zu drehen und zu fräsen. Videos auf YouTube waren da oft meine „Gebrauchsanweisung“. Das erste Drehen eines eigenen Bauteils bei SEEPEX werde ich nicht vergessen: Ich habe mir einen Konus zum Auswuchten von Auto- und Motorradrädern für zuhause gedreht, das war schon ziemlich cool.“
Hier wird an die Auszubildenden gedacht
Bei SEEPEX haben sich die beiden schnell zurechtgefunden und loben Betriebsklima und Arbeitsumfeld. „Es ist ja auch wichtig, bei einem großen Unternehmen die Ausbildung zu beginnen, wo sichergestellt ist, dass man sie dort auch beenden kann“, sagen sie heute. „Das Klima ist echt überragend und etwas Besonderes innerhalb der Industrie. Was mir besonders gut gefällt, ist der Stellenwert der Ausbildung. Die Umgebung verbessert sich immer wieder. Es ist nicht so, dass altes, nicht mehr für die Produktion benötigtes Equipment von den Auszubildenden „aufgebraucht“ wird. Gerade jetzt haben wir eine neue Maschine nur für uns bekommen. Hier wird an die Auszubildenden gedacht. Die Workshops und extra für uns erstellte Programme sind super. SEEPEX nimmt die Ausbildung ernst und setzt viel Zeit und Geld für uns ein.“
Die meisten jungen Frauen interessieren sich nicht für eine technische Ausbildung
Margit hat bei der einen oder anderen Freundin auch schon Interesse für ihren Beruf wecken können. Leider, sagt sie, „ziehen die meisten Mädels es noch immer nicht in Betracht, eine technische Ausbildung zu machen.“ Manche verpassen dann vielleicht etwas für ihre Zukunft, wie das Beispiel von Margit belegt. Sie mag das, was sie tut: „Ich gehe echt gern zur Arbeit. Ich bin jetzt erst neun Monate in der Ausbildung, aber was ich schon alles gelernt habe, ist der Wahnsinn. Es ist zwar noch ein bisschen hin zum Ausbildungsende, aber ich möchte gerne die Technikerin-Weiterbildung machen, um dann auch die Prüfung zur Ausbilderin erfolgreich abzuschließen. Damit ich immer mit frischem Wissen zu tun habe und die Produktion mit neuen Ideen weiterbringen kann.“
Auch Tim findet es schade, dass bislang so wenige Frauen den Weg zu technischen Berufen einschlagen. „Rein statistisch gesehen ist es ganz klar etwas Besonderes, eine Auszubildende im technischen Umfeld zu haben. Aber ich finde, das sollte Normalität sein und keine Besonderheit mehr. Hier bei uns gibt es überhaupt keine Unterschiede in der Zusammenarbeit. Gegenseitige Hilfe, Verständnis und Kameradschaft sind doch gleich.“
SEEPEX würde sich künftig über mehr weibliche Azubis im technischen, handwerklichen und im IT-Bereich freuen. „Wir haben regelmäßig Schülerpraktikantinnen in diesen Bereichen und auch Frauen wurden hier bereits erfolgreich ausgebildet – zum Beispiel als Fachinformatikerin oder technische Produktdesignerin. SEEPEX hat schon früh damit begonnen, Frauen in technischen Berufen auszubilden. Wir können hier also nur erneut dazu ermuntern, sich als Frau den Karriereweg Technik als gute Möglichkeit durch den Kopf gehen zu lassen“, sagt Melanie Frank aus der Personalabteilung.
Margit und Tim möchten die nächste Generation daher voller Überzeugung motivieren, die ersten Schritte in die Berufswelt mit offenen Augen zu tun und die eine oder andere Grenze im Kopf zu überwinden. Der Girls‘Day und Boys‘Day kann Jugendlichen helfen, ihre Interessensschwerpunkte zu finden und auch in Berufe reinzuschnuppern, die sie nicht in Erwägung ziehen würden. Gerade im jungen Alter ist es wichtig und sinnvoll, in möglichst viele verschiedene Berufe Einblick zu bekommen - egal ob dies nun eine vermeintliche Männer- oder Frauendomäne ist.
Ausbildung bei SEEPEX
SEEPEX heißt alle Geschlechter in seinen Ausbildungsberufen willkommen. Zu diesen gehören u.a. Industriemechaniker (m/w/d), Mechatroniker (m/w/d), Zerspanungsmechaniker (m/w/d), Fachkräfte für Lagerlogistik (m/w/d), Industriekaufleute (m/w/d), Fachinformatiker (m/w/d) für Systemintegration bzw. Anwendungsentwicklung und technische Produktdesigner (m/w/d). SEEPEX bildet für den Eigenbedarf und die betriebliche Zukunft aus, man setzt stark auf den eigenen Nachwuchs. „Ausbildung bei SEEPEX hat Tradition. Seit vielen Jahren bilden wir unseren eigenen Nachwuchs in diversen Ausbildungsberufen erfolgreich aus. Hohe Übernahmequoten sowie gute Prüfungsergebnisse geben unserem Ausbildungssystem Recht.“, resümiert Melanie Frank. Zum 1. August starten fünf neue Auszubildende.
Der Girls‘Day
Die Berufswahl sollte von individuellen Interessen, Neigungen und Stärken geleitet sein, nicht von Geschlechterklischees. Der Girls‘Day und Boys‘Day sind eine Möglichkeit, Berufe frei von solchen Vorbehalten kennenzulernen. Der Girls‘Day beispielsweise ist ein jährlich stattfindender Aktionstag, der Mädchen und Frauen motivieren soll, Berufe in der IT, der Naturwissenschaft, der Technik und im Handwerk zu ergreifen. Schülerinnen ab der 5. Klasse werden von SEEPEX dabei unterstützt gewerblich-technische Berufe in ihre Berufswahl miteinzubeziehen. Sie lernen das Unternehmen, Tätigkeiten und Berufe an diesem besonderen Tag direkt vor Ort kennen.
Den Girls‘Day gibt es seit mehr als zehn Jahren bei SEEPEX. Hier beginnt der Tag mit einem Werksrundgang. Es gibt einen umfassenden Einblick in die Produktion, dazu gehören das Fräsen und Drehen der Rotoren in den CNC-Maschinen und der Zusammenbau der Exzenterschneckenpumpen. Praktische Übungen in der Ausbildungswerkstatt wie Feilen, Anreißen und Körnen an verschiedenen Werkstücken sowie das Simulieren einer Pumpenmontage und -demontage über die VR-Brille runden das Programm ab. Erfolgreiche Frauen bei SEEPEX geben wichtige Informationen über ihre Tätigkeiten und Einblicke in ihren Berufsalltag. Sie erzählen, dass es sich lohnt den eigenen Interessen nachzugehen, unabhängig von Branche, beruflichem Tätigkeitsfeld oder ob es ein vermeintlicher frauen- oder männerdominierter Berufszweig ist.